Bei all den Rolex, Omegas und Breitlings in der Uhrenwelt stellt sich schon die Frage, ob es eine – und wenn ja, welche – Daseinsberechtigung für eine junge Microbrand wie Formex gibt. Um darauf eine Antwort zu finden, haben wir die Formex Essence 39 im Review auf Herz und Nieren getestet. So viel sei gespoilert: Formex hat absolut eine Daseinsberechtigung. Welche, das schauen wir uns jetzt an.
Microbrands gibt es wie Sandkörner am Meer – also kleine, meist junge Uhrenmarken, die sich eher in der Nische und weniger im ganz großen Rampenlicht wohl fühlen. Viele davon sind leider kaum einen näheren Blick wert, da sie erkennbar nur darauf aus sind, viel Geld mit unwissenden Einsteigern zu verdienen, ohne nennenswerte Qualität zu liefern. Aber es gibt, wie immer im Leben, zum Glück Ausnahmen. Ausnahmen wie Formex.
Formex wurde 1999 gegründet und produziert heute von Biel in der Schweiz aus Uhren, zu denen man kaum ein negatives Wort findet. Egal wie viele Reviews man schaut, egal wie viele Rezensionen oder Kommentare man liest, die Meinung scheint fast immer unisono zu sein: Höchste Qualität zu fairen Preisen. Das klingt doch fast zu schön, um wahr zu sein. Dachten wir uns zumindest – und haben uns der Formex Essence 39 im Review angenommen.
💡 Hinweis
Wir haben die Möglichkeit bekommen, die Formex Essence 39 „Space Rock“ zu testen. Dabei handelt es sich um eine auf 88 Stück limitierte Sonderedition der Formex Essence 39 mit einem Meteorit-Ziffernblatt. Sie unterscheidet sich aber nur beim Ziffernblatt von allen anderen Formex Essence 39-Modellen.
Formex Essence 39 Review: Unboxing und erster Eindruck
Bei einer Microbrand wie Formex mit Preisen unter 2.000 Euro pro Uhr ist nicht mit einem Unboxing-Erlebnis wie bei Omega zu rechnen. Das muss es aber auch nicht. Schließlich wollen wir ja maximale Qualität der Uhr sehen. Jeder Euro, der in die Verpackung fließt, ist ein Euro, den wir als Kunden entweder mehr zahlen oder der nicht in die Qualität der Essence 39 gesteckt werden kann.
Die Uhr kommt in einer stabilen schwarzen Kartonbox, die hochwertig genug ist, um sie beim Transport bestmöglich zu schützen. Im Lieferumfang enthalten ist ein Besitzerhandbuch mit Anleitungen und Geschichten zur Uhr und ihrer Marke, auf dessen letzter Seite wir die Garantieinformationen finden. Eine gesonderte Garantiekarte gibt es nicht. Obendrauf gibt es noch ein Formex-Tuch zum Reinigen der Uhr, einen kleinen Schraubenzieher für die Anpassung des Stahlarmbandes und ein COSC-Zertifikat (dazu später mehr).
Der wahre Star beim Unboxing ist aber natürlich die Formex Essence 39, die uns beim Öffnen der Box gleich mit ihrem ganz eigenen Mix aus sportlich-schick und industriell-robust anstrahlt. Der erste Eindruck weiß durchaus zu überzeugen: Das Licht spielt mit den verschieden aufbereiteten Oberflächen des Stahlgehäuses und natürlich mit dem beeindruckend spektakulären Meteorit-Ziffernblatt. Das macht Lust auf mehr.
Formex Essence 39 im Test: Gehäuse, Ziffernblatt und Maße
Mit der Essence 39 hat Formex gezeigt, dass es das Feedback seiner Kunden wahr- und ernstnimmt. Denn die einzig andere Größe der Essence-Reihe sind 43 mm – eine Größe, bei der es mit kleinen und selbst mittleren Handgelenksumfängen schon sehr eng wird. Die Essence 39 hingegen kann auch mit kleinen und mittleren Handgelenken wunderbar getragen werden. Der Handgelenksumfang auf allen Bildern in diesem Review beträgt 16,5 cm.
Alle wichtigen Maße im Überblick
| Formex Essence 39 | Specs |
|---|---|
| Durchmesser | 39 mm |
| Höhe | 10 mm |
| Lug-to-Lug | 45 mm |
| Bandanstoß | 20 mm |
| Wasserdichtigkeit | 100 m |
| Gewicht | 65 g |
Viele Ziffernblatt-Variationen
Der Star der Formex Essence 39 „Space Rock“, die wir testen durften, ist aber natürlich das Meteorit-Ziffernblatt, das funkelt wie von einem anderen Stern (wir entschuldigen uns an dieser Stelle für diesen schlechten Wortwitz). Die Widmanstätten-Struktur, die entsteht, wenn Eisenmeteoriten behandelt werden, sorgt dafür, dass jedes Meteorit-Ziffernblatt einzigartig ist und aus einem anderen Dreiecksmuster aus hellen, fast weißen und dunkleren, grauen Linien besteht.
Tatsächlich ist das Ziffernblatt ein Teil des Muonionalusta-Meteoriten, der sich vor etwa 4,56 Milliarden Jahren in den Tiefen des Alls gebildet hat und vor knapp einer Million Jahre zwischen Schweden und Finnland auf der Erde eingeschlagen ist. Zum Vergleich: Die Erde ist etwa 4,6 Milliarden Jahre alt. Könnte das Ziffernblatt sprechen, es würde Geschichten erzählen, die atemberaubend wären.
Die Formex Essence 39 „Space Rock“ ist auf 88 Stück limitiert und kostet etwa 250 Euro mehr als die anderen Versionen. Neben diesem Ziffernblatt gibt es die Essence 39 auch noch in den Farben blau, weiß, schwarz, rot, grün und braun. Zudem gibt es noch besondere (und etwas teurere) Ziffernblätter aus Malachit und Perlmutt, wobei das grüne Malachit-Modell auf 100 Stück pro Jahr limitiert ist.
Case Suspension System: Stoßdämpfer für deine Uhr
Das Gehäuse besteht aus 316L-Edelstahl mit einem Mix aus polierten und gebürsteten Elementen. Zudem gibt es sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite ein Saphirglas mit Antireflexionsbehandlung. Die Zeiger sind bei Tag gut ablesbar und wie alle Indizes mit BGW9 Super-LumiNova gefüllt. Hier wäre etwas mehr Leuchtmasse wünschenswert gewesen, da die Ablesbarkeit im Dunkeln nur mäßig ist.
Schaut man sich das Gehäuse der Formex Essence 39 an, fällt aber noch etwas auf: Die vier Schrauben an jeder Ecke des Gehäuses. Formex nutzt bei seiner Essence-Reihe das eigens patentierte Case Suspension System (oder auf Deutsch etwas weniger sexy: eine Gehäusefederung). Das kann man sich vorstellen wie vier Stoßdämpfer am Auto: Bei harten Stößen federn sie das Uhrwerk gegen die Erschütterungen ab und sorgen obendrauf für Komfort beim Tragen.
Je nachdem, wo am Handgelenk man sie trägt, sorgt das Case Suspension System dafür, dass sich der eigentliche Teil der Uhr wenige Millimeter vom Gehäuse abhebt. Das soll den Tragekomfort der Uhr erhöhen, weil sie sich so den Bewegungen des Trägers anpasst. Wir konnten das in unserem Testzeitraum im Alltag nicht gesondert feststellen, was aber auch daran liegen kann, dass der Tragekomfort der Uhr durch ihre Maße und ihr Gewicht von nur 65 g (ohne Armband) ohnehin ausgezeichnet ist.
Formex Essence 39: Uhrwerk und Komplikationen
In der Formex Essence 39 schlägt ein Sellita SW200-1 Automatikwerk, das – und das ist beeindruckend in dieser Preisklasse – von der COSC geprüft und als Chronometer zertifiziert ist. Das bedeutet, dass es über 15 Tage einer Reihe von Tests unterzogen und die Genauigkeit geprüft wurde. Die Ergebnisse erhält jeder Kunde in Form eines offiziellen COSC-Zertifikats mitgeliefert.
Jedes COSC-geprüfte Uhrwerk muss eine Ganggenauigkeit von -4 bis +6 Sekunden pro Tag erreichen. Unser Testobjekt hat das im Alltag sogar noch übertroffen und über einen Testzeitraum von zwei Wochen eine Gangabweichung von +2 Sekunden pro Tag geschafft. Insbesondere durch die Möglichkeit, den Sekundenzeiger zu stoppen (Hacking), ist das ausgezeichnet, da man die Uhr so nie ganz neu stellen, sondern nur alle paar Tage die Krone für ein paar Sekunden ziehen muss.
| Sellita SW200-1 | Specs |
|---|---|
| Steine | 26 |
| Gangreserve | 41 Std. |
| Komplikationen | Datum |
| Genauigkeit | -4 / +6 Sek. |
| Frequenz | 28.800 bph / 4 Hz |
Das Sellita SW200-1 kommt mit 26 Steinen, ist für die Preisklasse völlig ausreichend dekoriert und die Glucydur-Unruh ist robust und alltagstauglich. Schön ist der von Formex eigens skelletierte Rotor, der noch ein bisschen mehr Blick auf das Uhrwerk erlaubt. Generell ist die sehr flache Rückseite der Formex Essence 39 sehr ansehnlich. Modern und industriell, das gefällt optisch.
Einzig die 41 Stunden Gangreserve trüben das ansonsten positive Bild: Nichtmal zwei volle Tage kann die Formex Essence 39 ungetragen liegen ohne dass ihr der Saft ausgeht. Auf der anderen Seite handelt es sich hier nicht um einen Ewigen Kalender, sondern um ein Dreizeigerwerk mit Datum. Das Stellen der Formex Essence 39 kostet wirklich keine Ewigkeit, zumal das Datum per Schnellverstellung binnen Sekunden angepasst ist.
Formex Essence 39: Armband und Schließe
Die Formex Essence 39 kommt entweder am Stahlband, am Kautschukband oder an drei verschiedenen Lederbändern. Wir haben das Modell am Stahlband mit Doppelfaltschließe getestet. Das ist 100 Euro teurer als die anderen Bänder, unserer Meinung nach den Aufpreis aber wert. Denn: Das Stahlband von Formex ist für die Preisklasse eine kleine Sensation für sich.
Dreigliedrig, verschraubte Glieder, gebürsteter Edelstahl mit hochglanzpolierten Fasen – das macht am Arm schon richtig was her und ist qualitativ eher bei Uhren im mittleren bis hohen vierstelligen Bereich aufgehoben. Dazu kommt ein Schnellwechselsystem, das beim Stahlband zwar ein bisschen Übung erfordert, da zwei Drücker gleichzeitig gedrückt werden müssen. Dafür kann man die Armbänder der Essence 39 aber in wenigen Sekunden und ohne Werkzeug tauschen.
Für perfekten Sitz gibt es zudem noch eine Mikroverlängerung, mit der man das Armband mit einem Handgriff und ebenfalls ohne Werkzeug um 4 mm verlängern kann. So lässt sich die Uhr unabhängig vom Wetter oder dem über den Tag schwankenden Handgelenksumfang angenehm tragen und man benötigt kein Werkzeug für die Feinjustage.
Die Doppelfaltschließe ist mit zwei Drückern gesichert. Man benötigt aber etwas Übung, bis man den Bewegungsablauf des Öffnens und Schließens und der Mikroverlängerung raus und verinnerlicht hat. Ist das einmal geschafft, gibt’s an Armband und Schließe nichts auszusetzen.
Formex Essence 39: Preis und Leistung
Eine „Swiss Made“-Uhr mit einem COSC-zertifizierten Sellita-Werk, Case Suspension System, makelloser Verarbeitung, Stahlarmband mit Mikroverlängerung und Schnellwechselsystem von einer der beliebtesten Microbrands im Uhrenkosmos für 1.450 Euro (bzw. sogar nur 1.330 Euro am Leder- oder Kautschukband)? Da fällt es uns schwer, ein anderes Wort zum Preis-Leistungsverhältnis zu finden als „unschlagbar“!
💡 Hinweis
Die limitierten Sondermodelle sind etwas teurer: Meteorit „Space Rock“ (das wir in unserem Test getestet haben) und Malachit kosten 1.590 Euro bis 1.690 Euro. Das nicht-limitierte Perlmutt-Ziffernblatt liegt bei 1.490 Euro bis 1.590 Euro.
Vorteile: Das hat uns an der Formex Essence 39 gefallen
Schauen wir uns in der Übersicht nochmal alle Vorteile an, die uns an der Formex Essence 39 gefallen haben.
- Hochwertige Verarbeitung mit poliertem und gebürstetem Edelstahl, schön gearbeiteten Fasen und gravierter Krone
- Perfekte Maße für jeden Handgelenksumfang (39 mm für kleine und mittlere, die 43 mm-Variante für große Handgelenke)
- Saphirglas mit Antireflexionsbehandlung auf der Vorder- und Rückseite
- COSC-zertifiziertes Sellita SW200-1 Automatikwerk mit geprüfter Ganggenauigkeit von -4 bis +6 Sekunden pro Tag (in unserem Test +2 Sekunden) und Datum mit Datumschnellverstellung
- Spektakuläre Ziffernblätter mit appliziertem Logo, innenliegender Sekundenskala, Zeigern und Indizes mit Leuchtmasse
- 100 Meter Wasserdichtigkeit machen die Uhr im Alltag zum Alleskönner (man muss keine Angst vorm Duschen oder Händewaschen haben)
- Case Suspension System für angenehmeren Tragekomfort und Stoßfederung
- Qualitativ hochwertiges Armband mit geschraubten Gliedern, Schnellwechselsystem, Doppelfaltschließe und Mikroverlängerung (ohne Werkzeug)
- Echte Limitierung auf niedrige Stückzahl von 88 Stück beim „Space Rock“-Meteoritmodell (nicht nur Fake-Limitierung auf mehrere tausend Stück, wie es manche andere Hersteller machen)
- Unschlagbarer Preis von 1.330 Euro bis 1.690 Euro (je nach Ausführung, Limitierung und Armband)
Nachteile: Das hat uns an der Formex Essence 39 nicht gefallen
Schauen wir uns in der Übersicht zudem alle Nachteile an, die uns an der Formex Essence 39 nicht so gut gefallen haben.
- Leuchtmasse könnte stärker sein, die Uhr ist nachts nicht gut ablesbar
- 41 Stunden Gangreserve sind etwas wenig: Mindestens zwei Tage sollte heutzutage gängiger Standard sein
- Keine verschraubte Krone (aber dennoch 100 Meter Wasserdichtigkeit)
Fazit: Für wen eignet sich die Formex Essence 39?
Der Wert der Formex Essence 39 übersteigt ihren Preis um Längen. Sie ist für alle geeignet, die eine schweizer Uhr mit COSC-geprüfter Genauigkeit, hochwertiger Verarbeitung, einem perfekten Armband und spektakulären Ziffernblättern suchen.
Über die etwas schwache Leuchtmasse kann man leicht hinwegsehen (im wahrsten Sinne des Wortes), die 41 Stunden Gangreserve stören nur, wenn man mehrere Uhren in der Rotation hat und selbst dann ist das Dreizeigerwerk mit der Datumschnellverstellung in wenigen Sekunden gestellt und auf die verschraubte Krone kann man auch verzichten: 100 Meter Wasserdichtigkeit sind trotzdem gegeben und man kauft hier schließlich bewusst keine Taucheruhr.
Ganz im Gegenteil: Die Formex Essence 39 kann sogar hervorragend schick auf einen Anzug getragen werden, genauso aber auch auf Jeans und T-Shirt. Mit dem Schnellwechselsystem kann man in wenigen Handgriffen und ohne Werkzeug zwischen Stahlband und Lederband wechseln und die Uhr so sportlicher oder schicker gestalten. Durch ihre 10 mm Höhe gleitet sie unter jeden Hemd- oder Pulloverärmel.
Wir sind beeindruckt und sprechen hiermit unsere klare Empfehlung für die Formex Essence 39 (und für größere Handgelenke die Essence 43) aus!