Die Omega Speedmaster Professional lebt von ihrer spektakulären Historie, die Omega wahrscheinlich niemals müde wird, zu vermarkten: Und warum sollten sie auch? Schließlich ist die Speedy die erste Uhr, die auf dem Mond getragen wurde. Ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem sich gutes Geld verdienen lässt.
Aber bei der Omega Speedmaster Professional, der sogenannten Moonwatch, geht es noch um viel mehr als nur um Geld. Es geht um die Geschichte einer Uhr, die heute, zumindest optisch, nahezu unverändert daherkommt und sich nach wie vor einer riesigen Anhängerschaft erfreut. Die Speedmaster Professional hat seit den 1960er-Jahren allen neuen Trends und verrückten Spielereien in der Uhrenwelt getrotzt. Suchte man eine Definition von „zeitlos“, die Speedy wäre das Paradebeispiel.
Zeitloses Design mit neuem Kaliber
Es verwundert daher kaum, dass auch die Neuauflage der Omega Speedmaster Professional von Anfang 2021 keine Designrevolution eingeleitet hat: Die Moonwatch sieht aus – wie immer. Zumindest fast, aber auf die Feinheiten gehen wir später noch im Detail ein. Und doch hat sich viel getan: Zum Beispiel beim neuen Kaliber 3861 mit Co-Axial-Hemmung. Robuster, präziser und weniger wartungsintensiv denn je zuvor.
Das Kaliber 3861 löst das 1996 eingeführte Kaliber 1861 ab und ist die vierte und bis heute letzte Evolutionsstufe des legendären Kaliber 321 von 1949. Einzig 1968 wurde es noch einmal von Omega überarbeitet, als Kaliber 861 vorgestellt wurde. Das neue Uhrwerk macht die Moonwatch jetzt auch zum METAS-zertifizierten Master Chronometer, und damit zu einem echten Präzisionsmonster.
Die Speedy ist also jetzt nicht nur ein von der COSC, der offiziellen Schweizer Chronometerprüfstelle, zertifizierter Chronometer mit einer Ganggenauigkeit von -4 bis +6 Sekunden pro Tag. Um ein Master Chronometer zu werden, musste Omega noch einen Schritt weiter gehen und eine Ganggenauigkeit von 0 bis +5 Sekunden pro Tag erreichen und in acht Tests innerhalb von 10 Tagen von METAS unter Beweis stellen.
Bei diesen Tests wird jede Uhr verschiedenen Bedingungen, Positionen, Temperaturen und Drucksimulationen ausgesetzt. Zudem muss jeder Master Chronometer Magnetismus bis zu 15.000 Gauß standhalten. Der neuen Speedy können also auch Induktionsfelder, Lautsprecher oder Smartphones nichts mehr anhaben. Dafür hat Omega das Kaliber 3861 überarbeitet und zum Beispiel die Unruhspiralfeder aus Silizium gefertigt.
Überragende Präzision unter allen Bedingungen
Die Ergebnisse dieser Tests lassen sich für jede individuelle Uhr bei Omega einsehen. Dazu kommt jede neue Moonwatch mit einer METAS-Karte, auf der die für das Zertifikat nötigen Daten stehen. Diese können Kunden dann bei Omega eingeben und sich anschauen, wie ihre Uhr unter bestimmten Testbedingungen abgeschnitten hat.
Und tatsächlich: Die Ganggenauigkeit der Speedmaster Professional ist beeindruckend. In unserem Test geht die Speedy etwa zwei Sekunden pro Tag vor – und hätte damit immer noch drei Sekunden Puffer zum Grenzwert der Master Chronometer-Zertifizierung. Wer Wert auf eine möglichst präzise Uhr am Handgelenk legt, hält den Sekundenzeiger durch Ziehen der Krone alle paar Tage für wenige Sekunden an. Viel näher kommt man bei einer mechanischen Uhr nicht an Präzision ran.
Handaufzugswerk mit Blick ins Innere
Je nach Sichtweise entweder ein Vor- oder ein Nachteil ist das mit 3 Hz schlagende Handaufzugswerk in der Speedy. Historisch gesehen machte es in der Schwerelosigkeit des Alls keinen Sinn, ein Automatikwerk zu verbauen. Die Moonwatch musste also schon immer von Hand aufgezogen werden und daran hat sich auch bei der neuen Version nichts geändert.
Bei einer Gangreserve von etwa 50 Stunden musst du mindestens alle zwei Tage ca. 30 Sekunden investieren, um deiner Uhr neue Energie zu geben. Was für manche ein Nachteil ist, bringt aber auch einen großen Vorteil mit: Durch den fehlenden Rotor hast du bei der Version mit durchsichtigem Saphirglasboden einen freien Blick auf das wunderschöne Kaliber 3861.
Omega Speedmaster Professional (Hesalit) | |
---|---|
Referenz | 310.30.42.50.01.001 |
Kaliber | Omega 3861 |
Gehäuse | Stahl |
Glas | Hesalit |
Armband | Stahl / Nylon |
Durchmesser | 42 mm |
Wasserdichtigkeit | 5 bar / 50 Meter |
Gangreserve | 50 Stunden |
Preis (Liste) | 6.300 € – 6.600 € |
Omega Speedmaster Professional: Hesalit oder Saphir-Sandwich?
Apropos Glasboden: Die neue Speedy kommt wieder in zwei verschiedenen Versionen: Einmal klassisch mit Hesalitglas und Stahlboden (Referenz: 310.30.42.50.01.001) und einmal mit einem Saphirglas-Sandwich (Referenz 310.30.42.50.01.002), das einen Blick ins Innere der Uhr ermöglicht.
Möchte man geschichtstreu bleiben und eine Moonwatch, die möglichst nah an derer dran ist, die alle sechs Mondlandungen zwischen 1969 und 1972 mitgemacht hat, kommt man um die Version mit Hesalitglas nicht herum. Hesalit splittert nicht, wenn es bricht und wurde deshalb bei den Mondmissionen eingesetzt. Daran erinnert dann auch immer der prominent platzierte Satz „Flight-qualified by NASA in 1965 for all manned Space missions“ auf dem Stahlboden.
Doch gibt es auch einige gute Gründe, die für das Saphirglas-Sandwich sprechen. So ist Saphirglas im Alltagsgebrauch so gut wie nicht zerkratzbar, der durchsichtige Gehäuseboden erlaubt Uhrenliebhabern einen Blick ins Innenleben der präzisen Mechanik und das Omega-Logo auf 12 Uhr ist aufgesetzt statt nur gedruckt.
Welche der beiden Versionen es wird, könnte zudem auch eine Preisfrage sein. Die Saphirglas-Version ist üblicherweise etwas teurer als die Version mit dem günstigeren Hesalitglas. Da ist auch die neue Speedy keine Ausnahme. In Zahlen macht der Unterschied bei Omega 900 Euro aus, übrigens unabhängig davon, für welches Armband du dich entscheidest.
Immerhin: Den beliebten „Dot over 90“, also den kleinen Punkt oberhalb der 90 auf der Edelstahl-Lünette, bringen beide Versionen jetzt wieder mit. Ein Detail, das besonders den Fans der langen Historie der Moonwatch wichtig ist, zwischenzeitlich aber mal verloren ging und nun wieder zurück ist.
Ist das Stahlband der heimliche Star der Speedy?
Neben der Wahl zwischen der Version mit Hesalitglas oder dem Saphirglas-Sandwich haben Käufer die Wahl zwischen mehreren Armbändern. Serienmäßig kommt die Speedy in der Hesalitversion am Stahl- oder am Nylonband. Die Saphirglasversion kommt am Stahl- und am Lederband. Der Unterschied zwischen Stahl und Leder bzw. Nylon beträgt bei beiden Versionen 300 Euro.
Omega Speedmaster Professional (Saphir) | |
---|---|
Referenz | 310.30.42.50.01.002 |
Kaliber | Omega 3861 |
Gehäuse | Stahl |
Glas | Saphir |
Armband | Stahl / Leder |
Durchmesser | 42 mm |
Wasserdichtigkeit | 5 bar / 50 Meter |
Gangreserve | 50 Stunden |
Preis (Liste) | 7.200 € – 7.500 € |
Nicht nur wir, sondern durch die Bank weg fast alle Träger der neuen Speedmaster Professional heben bei ihrer Beurteilung vor allem das 5-gliedrige Stahlband hervor, das nicht nur hochwertig und modern aussieht, sondern auch bequem ist. Weder Haut noch Haare werden gequetscht, es gibt kein Ziepen und kein Ziehen. Die Verjüngung hin zur Schließe ist sicher nicht jedermanns Geschmack, gibt der Speedy aber einen noch sportlicheren Touch.
Was fehlt der neuen Omega Speedmaster Professional?
Fans der langen Historie der Omega Speedmaster Professional müssen bei der Neuauflage schon lange suchen, um Kritikpunkte an der neuen Speedy zu finden. Höchste Präzision, Robustheit, zeitloses Design – da wird es schon schwierig. Aber es gibt sie, diese Punkte, die man sich dann doch, trotz aller Euphorie, wünschen würde, wenn man die Moonwatch ein paar Tage am Arm getragen hat.
Die Speedmaster Professional kommt leider ohne Schnellverstellung
Da wäre zum einen eine Schnellverstellung des Stahlbandes, die es je nach Außentemperatur oder Aktivität ermöglicht, mit einem Handgriff die Moonwatch um wenige Millimeter enger oder weiter zu machen. Omega hat dafür wunderbare Lösungen im Angebot, die aber leider im Stahlband oder der neuen Schließe mit Nadelstreifenoptik der Speedy nicht zum Einsatz kommen.
Ohne Werkzeug geht hier also leider nichts. Und das sorgt immer wieder für Unzufriedenheit, da die Speedy so vielfältig ist, dass sie eigentlich fast überall getragen werden könnte. Will man sie dann aber schnell mal kürzen oder weiten, wird das zu einer Geduldsprobe.
Für den Wunschzettel: Eine Keramiklünette
Zudem ist die schwarz eingefärbte Stahllünette nach wie vor kratzeranfällig. Durch das hervorstehende Saphirglas und die leichte Innenneigung zwar nicht so sehr wie bei anderen Uhren, aber Staub oder andere Fremdkörper sollte man nicht zu stark mit der Lünette kollidieren lassen, sofern man kein großer Freund von Alltagsspuren auf seiner Moonwatch ist.
Eine Keramiklünette würde die Front der Speedy in Kombination mit dem Saphirglas nahezu unzerkratzbar machen, wenngleich wir natürlich wissen, dass sich Omega damit von der historisch korrekten Speedy entfernen würde. Wir schreiben es dennoch hier mal auf den Wunschzettel und warten ab, was Omega sich bei der nächsten Speedy in ein paar Jahren einfallen lässt.
Fazit: Die fast perfekte Uhr?
Für alle, die sich eine präzise, robuste Uhr wünschen, die sie sowohl schick als auch sportlich tragen können, ist die Speedmaster eine Uhr für die erste Wahl. Das neue Kaliber 3861 braucht nur alle 7 bis 10 Jahre eine Revision, ist antimagnetisch bis 15.000 Gauß, und als Master Chronometer genau bis auf +5 Sekunden.
Obendrauf gibt es einen großen Korb voll Geschichte, mit dem die Moonwatch punkten und immer ein Gespräch ins Rollen bringen kann: Die All- und Mondflüge, Aufenthalte auf der ISS, die legendäre Rettung der Apollo 13-Mission, die 1995 mit Tom Hanks verfilmt wurde, und in der die Speedy eine Schlüsselrolle einnimmt.
Einzig eine Schnellverstellung der Schließe fehlt der Speedy. Aber das ist, unterm Strich, nur ein kleiner Haken am sonst perfekten Flaggschiff von Omega.
💡 Hinweis
Die Omega Speedmaster Professional wurde uns von Marco B. aus Berlin 10 Tage lang als Leihgabe für dieses Review zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!