Tachymeter: Wie funktioniert die Skala auf der Lünette eines Chronographen?

Die Omega Speedmaster Professional hat sie, die Rolex Daytona hat sie, die Tag Heuer Carrera hat sie – und viele andere Chronographen haben sie auch: Eine Tachymeter-Skala auf der Lünette. Doch: Wie genau funktioniert ein Tachymeter eigentlich? Wir zeigen es dir.

Was ist ein Tachymeter?

Das Tachymeter (auch Tachymètre oder Tachometer genannt) ist eine Skala auf der nicht-drehbaren Lünette an Chronographen wie der Omega Speedmaster Professional Moonwatch, der Rolex Daytona oder der Tag Heuer Carrera. Sie kommt also bei Stoppuhren zum Einsatz, mit denen du die Zeit stoppen kannst.

Ein Tachymeter ermöglicht es dir, die Geschwindigkeit beim Zurücklegen einer bestimmten Distanz zu messen. Du benötigst also für die Nutzung der Lünette eine fixe und dir bekannte Einheit – zum Beispiel einen Kilometer. Da Chronographen aus dem Rennsport kommen, macht es Sinn, dass diese Funktion vor allem in diesen Uhren zum Einsatz kommt.

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Ein Tachymeter (gelb hervorgehoben) findet man bei Chronographen

Wie funktioniert das Tachymeter in einem Chronographen?

Bleiben wir dabei beim Thema Autofahrt und messen die Geschwindigkeit pro Stunde: Um das Tachymeter zu nutzen, startest du zu Beginn deiner Fahrt die Chronographen-Komplikation (Stoppuhr) und stoppst sie nach genau einem Kilometer. Dann liest du auf der Tachymeter-Skala auf der Lünette ab, wo der Sekundenzeiger der Stoppuhr steht.

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Auf der Tachymeter-Skala kannst du die Geschwindigkeit auf einer bestimmten Distanz ablesen

Steht er in unserem Beispiel auf der 97, weißt du, dass du den Kilometer mit 97 km/h zurückgelegt hast. Das Tachymeter spart dir also Zeit, weil es dir die Rechnung abnimmt, die du sonst mühsam mit der abgelesenen Sekundenzahl (ca. 37,1 Sekunden auf den einen Kilometer) anstellen müsstest:

1 km = 37,1 Sekunden
1 Std. = 3.600 Sekunden
3.600 / 37,1 = 97 km/h

💡 Tipp

Du kannst natürlich auch einen halben Kilometer messen. Dann musst du die angezeigte Zahl auf der Tachymètre-Skala einfach durch 2 teilen.

Machen wir ein anderes Beispiel, indem wir den Wasserverbrauch pro Stunde mit unserem Tachymeter messen. Dafür füllst du einen Messbecher mit einem Liter Wasser und stoppst die Zeit. Zeigt der Sekundenzeiger nach 24 Sekunden auf die 150, weißt du, dass du mit dieser Quelle 150 Liter Wasser pro Stunde verbrauchst. Auch hier können wir das Gegenbeispiel machen:

1 Liter = 24 Sekunden
1 Std. = 3.600 Sekunden
3.600 / 24 = 150 l/h

Es gibt auch noch weitere Beispiele für die Nutzung einer ähnlichen Skala, zum Beispiel bei sogenannten Schwesteruhren, die Krankenschwestern im frühen 20. Jahrhundert eingesetzt haben, um schnell den Puls eines Patienten berechnen zu können. Dabei war die Einheit der Skala aber nicht pro Stunde, sondern pro Minute.

Ist das Tachymeter im Alltag sinnvoll?

Da du immer eine fixe Bezugsgröße (wie z.B. einen Kilometer oder einen Liter) benötigst, ist eine Tachymeter-Skala für den Alltag meistens nicht sehr praktikabel. Du benötigst immer die Information, wann eine bestimmte Distanz (zur Einfachheit der Rechnung in der Regel ein Kilometer) zurückgelegt oder eine andere Messeinheit (z.B. ein Liter) verbraucht wurde.

Dafür müsstest du beim Autofahren auf die Kilometer-Anzeige des Autos schauen, 20 Leitpfosten auf der Autobahn abzählen (die jeweils 50 Meter auseinander stehen) oder brauchst einen Messbecher, mit dem du einen Liter abmessen kannst. Kurzum: Da du immer eine zweite Messeinheit benötigst, ist die Nutzung gar nicht so einfach.

💡 Übrigens

Du benötigst nicht zwingend einen Chronographen für die Nutzung der Skala. Auch Uhren mit Tachymeter und Zentralsekunde können dafür verwendet werden. Allerdings musst du dann mit deiner Messung starten, wenn die Sekunde bei 12 Uhr ist.

Ein Tachymeter ist dabei zudem natürlich nie zu 100 Prozent genau. Alleine deine Reaktionsgeschwindigkeit beim Messen, die mögliche Abweichung in der Chronographen-Komplikation des mechanischen Uhrwerks und die leichten Abweichungen beim Ablesen der Skala erlauben höchstens einen sehr guten Annäherungswert.

Fazit: Tachymeter sind ein Relikt von früher – und trotzdem toll

Das Tachymeter kommt also aus einer Zeit, in der man im Rennsport und bei anderen Aktivitäten noch darauf angewiesen war, Annäherungswerte über die Geschwindigkeit zu erhalten. Heutzutage sind sie eher ein Relikt von früher. Aber das sind mechanische Armbanduhren prinzipiell auch.

Und trotzdem lieben wir sie.