COSC, METAS & Co.: Wie wird eine Uhr zum Chronometer?

Ein Chronometer zeichnet sich vor allem durch besondere Präzision aus. Nur Uhren, die einer Prüfung durch eine Prüfstelle bestanden haben, dürfen Chronometer genannt werden. Aber was zeichnet einen Chronometer aus – und wie sehen die Testverfahren für die verschiedenen Chronometer-Zertifizierungen aus?

Was ist ein Chronometer?

Ein Chronometer ist eine Uhr, die pro Tag nicht mehr als vier Sekunden verliert oder sechs Sekunden gewinnt (-4 bis +6). Wer um die Ganggenauigkeit von mechanischen Uhren weiß, weiß wie herausragend präzise dieser Wert ist.

Um den Titel Chronometer aber auch offiziell tragen zu dürfen, muss sich das Uhrwerk vorab den Tests eines Observatoriums oder einer Prüfstelle stellen, die ein standardisiertes Messverfahren anwendet.

In Deutschland übernimmt diese Prüfung eine von der Schmuck- und Uhrenhändler Wempe KG betriebene Prüfstelle, in der Schweiz die wesentlich bekanntere COSC, die offizielle schweizer Chronometerprüfstelle.

💡 Übrigens

Die COSC nennt sich zwar offizielle schweizer Chronometerprüfstelle, ist aber eigentlich eine gemeinnützige Organisation zur freiwilligen Selbstkontrolle der Uhrenmarken in der Schweiz.

COSC: So wird eine Uhr zum Chronometer

Am geläufigsten wird den meisten Uhrenliebhabern die COSC sein, die die Uhrwerke schweizer Marken (bspw. Rolex oder Omega) auf ihre Ganggenauigkeit prüft. Dazu müssen sich die Uhrwerke 15 Tage lang in fünf verschiedenen Positionen und drei verschiedenen Temperaturen beweisen.

💡 Die Tests des COSC

Die folgenden Tests des COSC werden immer bei etwa 24 Prozent Luftfeuchtigkeit durchgeführt.

  • 2 Tage Krone links bei 23 °C
  • 2 Tage Krone oben bei 23 °C
  • 2 Tage Krone unten bei 23 °C
  • 2 Tage Zifferblatt unten bei 23 °C
  • 2 Tage Zifferblatt oben bei 23 °C
  • 1 Tag Zifferblatt oben bei 8 °C
  • 1 Tag Zifferblatt oben bei 23 °C
  • 1 Tag Zifferblatt oben bei 38 °C
  • 2 Tage Krone links bei 23 °C

So soll möglichst genau eine Nutzung der Uhr im Alltag simuliert werden. 23 Grad entspricht beispielsweise etwa der Temperatur, die eine Uhr bei der Lagerung über Nacht in Wohnräumen annimmt. Im Bereich von 38 Grad bewegt sich die Temperatur beim Tragen der Uhr über den Tag.

Nach jeweils 24 Stunden misst die COSC die Gangabweichung der Werke, zieht sie neu auf und stellt sie neu ein. Zudem werden, sofern verhanden, am 10. Tag die Komplikationen der Uhr (bspw. ein Chronograph) aktiviert, um auszuschließen, dass deren Nutzung einen Einfluss auf die Ganggenauigkeit hat.

Am Ende der Testreihe des COSC müssen die Chronometer-Anwärter eine mittlere Gangabweichung von -4 bis +6 Sekunden pro Tag vorweisen können. Tun sie das nicht, erhalten sie kein Zertifikat und die Hersteller dürfen nicht mit der Bezeichnung Chronometer werben.

METAS Master Chronometer: Es geht noch genauer

Einen Schritt weiter als die COSC geht Omega mit ihrer Zertifizierung als Master Chronometer. Um sich diesem speziellen Testverfahren stellen zu dürfen, muss das Uhrwerk zunächst einmal erfolgreich die COSC-Prüfung bestanden haben.

Anschließend müssen sich sowohl das Uhrwerk als auch die vollständig eingeschalte Uhr in einer zehntägigen Testreihe acht weiteren Tests stellen, die gemeinsam mit METAS, dem Eidgenössischen Institut für Metrologie, entwickelt wurde. Um sich Master Chronometer nennen zu dürfen, muss die Uhr eine Ganggenauigkeit von 0 bis +5 Sekunden pro Tag erreichen. Sie darf also niemals nachgehen, und maximal fünf Sekunden vor.

Omega Master Chronometer METAS Zertifizierung
Die METAS-Zertifizierung als Master Chronometer bezieht auch Magnetismus mit ein

Die Tests für eine METAS-Zertifizierung als Master Chronometer sind streng und beinhalten neben verschiedenen Positionen und Temperaturen auch Magnetismus. Denn heutzutage lauert an jeder Ecke (Lautsprecher, Smartphones, Induktionsplatten) Magnetismus, der für Uhrwerke gefährlich sein kann. Omega stellt daher sicher, dass alle Uhrwerke von Master Chronometern antimagnetisch bis zu 15.000 Gauß sind.

Das sind die METAS-Tests für die Master Chronometer-Zertifizierung:

  1. Das Uhrwerk muss sich in zwei verschiedenen Positionen einem Magnetismus von 15.000 Gauß aussetzen.
  2. Die vollständig eingeschalte Uhr muss sich erneut 15.000 Gauß Magnetismus stellen.
  3. Die Uhren werden 24 Stunden lang magnetisiert und in sechs verschiedene Positionen gedreht. Anschließend werden sie entmagnetisiert und erneut 24 Stunden getestet.
  4. Die Uhren werden in 14 Stunden bei 33 Grad alle drei Stunden in verschiedene Positionen gebracht. Anschließend werden sie zehn Stunden lang bei 23 Grad alle fünf Stunden in verschiedene Positionen gebracht. Diese Tests werden vier Mal wiederholt (vier mal 24 Stunden).
  5. Die Uhren werden alle 60 Sekunden in sechs verschiedene Positionen gedreht. Präzisionsmikrofone überwachen das Ticken der Uhrwerke.
  6. Die Uhren werden in sechs verschiedenen Positionen sowohl bei 100 Prozent Gangreserve und bei 33 Prozent Gangreserve getestet. Die Abweichung muss innerhalb der Norm bleiben, sowohl voll aufgezogen als auch nur zu einem Drittel aufgezogen.
  7. Die Uhren werden voll aufgezogen. Am Ende der angegebenen Gangreserve (z.B. 60 Stunden), muss die Uhr immer noch einwandfrei funktionieren.
  8. Die Uhren werden für zwei Stunden in einen Drucktank gegeben und müssen Druck aushalten. Anschließend werden sie auf 50 Grad erhitzt und von Hand ein Tropfen auf das Saphirglas gegeben. Tritt keine Kondensation auf, ist alles in Ordnung. Taucheruhren werden übrigens auf Druck 25 Prozent über der angegeben Wasserdichtigkeit getestet.

Bestehen die Uhren die METAS-Tests, dürfen sie sich Master Chronometer nennen. Omega lässt seit 2015 immer mehr Uhren als Master Chronometer zertifizieren und hat damit ein völlig neues Verständnis von Präzision und Robustheit eingeführt.

Jeder Master Chronometer bekommt von Haus aus eine Zertifikatsnummer. Diese können Kunden bei Omega online abfragen und die Testergebnisse zu ihrer Uhr einsehen. Hier sind beispielsweise die Ergebnisse der Omega Speedmaster Professional, die wir bereits im Test hatten:

Omega Speedmaster Professional Master Chronometer Zertifizierung Ergebnisse METAS 3861
Master Chronometer: Die Testergebnisse lassen sich zu jeder individuellen Uhr online einsehen

Rolex Superlative Chronometer: Der Goldstandard für Präzision

Auch Rolex hat einen eigenen Standard, der über den der Master Chronometer von Omega sogar noch einmal hinaus geht. Liegt die maximale Gangabweichung bei Omega bei fünf Sekunden pro Tag, verspricht Rolex bei seinen „Chronometern der Superlative“ eine Ganggenauigkeit bis auf -2 bis +2 Sekunden pro Tag.

Rolex‘ Bemühungen, maximale Präzision bei seinen mechanischen Automatikuhren zu erreichen, hat eine lange Tradition. 1910 wurde eine Rolex die erste Armbanduhr der Schweiz, die ein offizielles Zertifikat als Chronometer erhalten hat. 1914 gab es dann für eine ähnliche Uhr den ersten Präzisionsgangschein der Klasse A vom Londoner Kew-Observatorium. Und als eine Zertifizierung für Chronometer 1951 Pflicht wurde, kamen bereits 90 Prozent aller seit 1927 getesteten Chronometer von Rolex.

Der heute weltbekannte Schriftzug „Superlative Chronometer Officially Certified“, den fast alle Rolex-Uhren tragen, wurde Ende der 1950er-Jahre eingeführt und hat das etwa 20 Jahre früher eingeführte „Chronometer Officially Certified“ um den Zusatz „Superlative“ erweitert.

💡 Wichtig zu wissen

Die Kriterien für „Superlative Chronometer“ haben sich über die Jahrzehnte immer wieder geändert. Erst 2015 wurden sie zuletzt von Rolex verschärft.

Rolex testet bei seinen „Superlative Chronometer“-Uhren auf vier wesentliche und für den Träger im Alltag wichtige Merkmale: Ganggenauigkeit, Dichtheit, automatischer Selbstaufzug und Gangreserve. Rolex-Uhren sind schon immer darauf ausgelegt, möglichst funktional zu sein und ihren eigentlichen Zweck – neben Optik und Prestige – bestmöglich zu erfüllen.

Dafür müssen sie genau sein, dicht gegen äußere Elemente wie Wasser oder Staub, sich so effizient wie möglich aufziehen lassen und die Energie dann auch innerhalb der versprochenen Gangreserve speichern können. Konkret testet Rolex seine Uhren mit eigens entwickelten Methoden und Technologien wie folgt als „Chronometer der Superlative“:

  1. Ganggenauigkeit: Rolex schalt seine Uhrwerke, wie Omega, vollständig ins Gehäuse ein, bevor sie sich in sieben Positionen und während einer Rotation beweisen müssen. Das soll reale Tragebedingungen simulieren. Dabei muss die Uhr die Zeit bis auf -2 bis +2 Sekunden genau halten.
  2. Dichtheit: Die Dichtheit wird sowohl im Trockenen mit Luftüberdruck als auch im Wasser getestet. Dabei testet Rolex jede Uhr deutlich über der versprochenen Dichtheit (Uhren mit 100 Meter Wasserdichtigkeit werden mit 10 Prozent, Uhren mit 300 Metern und mehr sogar mit 25 Prozent über der Angabe getestet).
  3. Automatischer Selbstaufzug: Der Perpetual-Rotor und alle Teile werden auf volle Funktionstüchtigkeit getestet, damit sich die Uhr beim Tragen bestmöglich aufziehen kann.
  4. Gangreserve: Hierbei wird getestet, ob jede Uhr auch wirklich so lange läuft, wie es die Gangreserve vespricht (bspw. 70 Stunden bei modernen Datejust-Modellen).
Chronometer COSC METAS Rolex Omega Master Chronometer Superlative Chronometer Zertifizierung Tests Ganggenauigkeit Gangabweichung Genauigkeit
Mit diesem Hangtag werden „Superlative Chronometer“ von Rolex ausgeliefert (© Rolex / JVA Studios)

Rolex-Uhren, die diese Tests bestehen, bekommen einen speziellen Hangtag mit der Aufschrift „Rolex SA Geneve“ auf der einen und „Superlative Certified“ auf der anderen Seite. Zudem tragen sie den bereits erwähnten Schriftzug „Superlative Chronometer Officially Certified“ auf dem Zifferblatt.

Chronometer: Höchste Präzision für mechanische Uhren

Die Bezeichnung Chronometer ist eines der wichtigsten Kriterien für alle, die eine möglichst genaue mechanische Uhr suchen. Die COSC-Zertifizierung bescheinigt eine maximale Gangabweichung von -4 bis +6 Sekunden pro Tag. Wer es noch genauer möchte, muss je nach Hersteller schauen, welche zusätzlichen Testreihen und Auszeichnungen die jeweiligen Marken anbieten.

Am Beispiel von Omega und Rolex zeigt sich, dass die Standards der COSC sogar noch halbiert werden können, wenn die Unternehmen genügend Aufwand in die höchste Präzision ihrer Uhren stecken.