Omega Equinoxe Review: Der wandelnde Stilbruch von 1981

Was kommt dabei raus, wenn du eine Jaeger-LeCoultre Reverso mit einer Casio und einer Audemars Piguet Royal Oak in einen Topf wirst und lange genug umrührst? Die Omega Equinoxe ist ein wandelnder Stilbruch – und ganz nebenbei noch ein extrem seltenes Modell. Wir konnten sie zwei Wochen lang testen.

Die Omega Equinoxe wurde 1981 vorgestellt – und 1981 auch schon wieder eingestellt. Die 1.500 Schweizer Franken, die Omega damals aufgerufen hat, waren einfach zu viel für eine wendbare Quarz-Uhr mit einer anlogen und einer digitalen Zeitanzeige, die ihrer Zeit eindeutig etwas voraus war. Zum Vergleich: Die Jaeger-Lecoultre Reverso kam erst 1994 raus, ganze 13 Jahre nach der Omega Equinoxe.

Dementsprechend dünn wird es bei Chrono24 oder Ebay, wenn sich der geneigte Uhrenenthusiast auf die Suche nach einem funktionstüchtigen Modell in halbwegs annehmbaren Zustand macht. Über Kontakte haben wir eine Omega Equinoxe in die Finger bekommen und konnten sie zwei Wochen lang tragen.

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Die Omega Equinoxe in Stahl, Referenz: 186.0013 (© UHRENENTDECKER)

Hinweis: Wir haben hier die Omega Equinoxe in der etwas selteneren Stahlversion (Referenz: 186.0013). Es gibt auch noch eine Stahlgoldversion (Referenz: 386.0813), deren Gehäuse und Teile des Armbandes vergoldet sind.

Omega Equinoxe im Test: Gehäuse, Ziffernblatt und Maße

Wer die Omega Equinoxe das erste Mal in den Händen hält, denkt zuerst zweifelsfrei an eine Jaeger-LeCoultre Reverso. Über einen Schiebe- und Klappmechanismus kann das Gehäuse jederzeit vom analogen Ziffernblatt auf das digitale Ziffernblatt gewendet werden. Das Einrasten funktioniert auch heute noch einwandfrei – wohlgemerkt 43 Jahre nach Erscheinen der Uhr.

Im ersten Eindruck wirkt die Uhr in der Hand deutlich kleiner als am Handgelenk. Die Abmessungen von 38 mm x 27 mm machen die Uhr zu einem echten Unisex-Modell, das sowohl an weiblichen wie auch an männlichen Handgelenken eine gute Figur macht, zumal kleinere Uhren wieder in Mode kommen.

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Das Umklappen des Ziffernblattes klappt auch nach 43 Jahren noch einwandfrei (© UHRENENTDECKER)

Mit einer Höhe von nur 9 mm trägt die Omega Equinoxe am Handgelenk kaum auf. Vor allem in Kombination mit dem silberfarbenen anlogen Ziffernblatt, das je nach Lichteinfall auch mal gräulich oder champagnerfarben wirken kann, gibt die Omega Equinoxe ein wirklich elegantes Bild ab. Die schwarze Umrandung und das „Omega Quartz“-Logo geben dem Ziffernblatt aber auch eine gewisse Sportlichkeit.

Auf der anderen Seite des wendbaren Gehäuses findet sich die digitale Zeitanzeige. Hier ist das „Omega“-Logo oberhalb des LCD-Displays platziert, weil am unteren Rand Platz für die Funktionsbeschreibungen sein musste (dazu später mehr). Beide Seiten der Omega Equinoxe haben ihren ganz eigenen Charme – und machen die Uhr zu einem überraschenden Alleskönner.

Omega Equinoxe Review: Alle wichtigen Maße im Überblick

Omega Equinoxe Specs
Durchmesser 38 x 27 mm
Höhe 9 mm
Lug-to-Lug 38 mm
Wasserdichtigkeit 100 m

Omega Equinoxe Review: Uhrwerk und Komplikationen

In der Omega Equinoxe schlägt ein Quarz-Kaliber, das Kaliber 1655. Das wurde alleine für die Omega Equinoxe verwendet und ist danach für immer vom Radar verschwunden. Das 1655 kann sowohl analog (Stunden und Minuten) als auch digital die Uhrzeit anzeigen – übrigens unabhängig voneinander, wodurch man die Omega Equinoxe in der Theorie auch gut als GMT-Uhr mit mehreren Zeitzonen verwenden könnte.

Zudem bringt die Omega Equinoxe mit der digitalen Zeitanzeige per LCD-Display noch fünf Komplikationen mit – eine Stoppuhr, einen Countdown, einen Wecker bzw. Alarm und ein Stundensignal, was zum Beispiel bei der Arbeit sinnvoll sein kann, wenn man sich stündlich an eine kleine Runde Bewegung erinnern lassen möchte. Das 1655 soll bis auf 5 Sekunden pro Monat genau laufen, die Batterielaufzeit wird auf zwei Jahre angegeben.

Bedient werden die Komplikationen über vier Druckflächen links und rechts des Gehäuses. Die Bedienung ist nicht sehr intuitiv und man sollte definitiv einen Blick ins Handbuch werfen, bevor man sich an die Funktionen rantraut. Das Problem? Eine Omega Equinoxe zu finden ist schon schwer genug. Eine Omega Equinoxe mit Handbuch zu finden, ist fast unmöglich. Zum Glück gibt es das Internet, hier finden sich zum Beispiel Scans des Handbuchs (auf Englisch).

Omega 1655 Specs
Typ Quarz
Laufzeit 2 Jahre
Komplikationen Stoppuhr, Countdown, Wecker, Stundensignal
Genauigkeit -5 bis +5 Sek. / Monat
Frequenz 32.768 Hz (Quarz)

Omega Equinoxe Review: Armband und Schließe

Wer auf integrierte Armbänder á la Gérald Genta steht, der kommt bei der Omega Equinoxe auf seine Kosten. Das Armband ist eindeutig vom Band der Royal Oak von Audemars Piguet inspiriert. Die zur Schließe hin zulaufenden gebürsteten Glieder werden durch drei polierte Zapfen miteinander verbunden. Auffällig ist, dass das Armband auch nach 43 Jahren praktisch keinen Stretch hat – wirklich beeindruckend!

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Das LCD-Display zeigt die Uhrzeit und das Datum – unabhängig von der analogen Anzeige (© UHRENENTDECKER)

Die Glieder sind, typisch für die Zeit, gestiftet und nicht verschraubt, was das Kürzen oder Verlängern des Bandes zu einem kleinen Nervenkitzel macht. Insgesamt ist das Armband extrem gut verarbeitet, auch wenn hier und da mal ein paar Armhaare dran glauben müssen (auch typisch für die Zeit).

Die Schließe tut ihren Dienst, ein optisches Highlight ist sie aber nicht. Sie liegt aber sehr flach auf und steuert damit ihren Teil zum cleanen Look des Armbandes bei. Das eingravierte Omega-Logo verdeckt den simplen Schließmechanismus, den man vor allem nach über 40 Jahren nicht überstrapazieren sollte.

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Die Schließe der Equinoxe (© UHRENENTDECKER)

Omega Equinoxe Review: Preis und Leistung

Die Omega Equinoxe hat damals 1.500 Schweizer Franken gekostet. Nehmen wir mal eine durchschnittliche Inflation von 2,5 Prozent pro Jahr an, dann entspricht das heute etwa 4.300 Schweizer Franken – für eine kleine Quarzuhr. Nicht wenige munkeln, dass gerade der hohe Preis zum frühen Ende der Omega Equinoxe geführt hat.

Heute werden die Uhren im Bereich von 1.500 bis 2.500 Euro gehandelt (ohne Box oder Papiere), allerdings sollte man dabei genau auf den Zustand achten. Oftmals gibt es riesige Kratzer quer über das Ziffernblatt oder Wasserschäden beim LCD-Display. Wer ein neuwertiges Modell im Full Set haben möchte, muss viel Geduld und Kapital einplanen.

Vorteile: Das hat uns an der Equinoxe gefallen

Schauen wir uns in der Übersicht nochmal alle Vorteile an, die uns an der Omega Equinoxe in unserem Review gefallen haben.

  • Mit 38 x 27 mm hat die Equinoxe die perfekte Unisex-Größe und passt an jedes Handgelenk. Einzig sehr große Handgelenke sollten die Uhr vor einem Kauf kurz anprobieren.
  • Mit 9 mm Höhe trägt die Uhr am Handgelenk nicht auf und passt unter jeden Pullover.
  • Die beiden Zeitanzeigen machen die Omega Equinoxe zu einem Alleskönner – sportlich am Tag, elegant am Abend.
  • Das integrierte Armband im Royal-Oak-Stil macht richtig was her – und hat keinen Stretch.
  • Durch den begrenzten Zeitraum, in dem die Equinoxe produziert wurde (1981) ist die Uhr extrem selten, vor allem in der Stahlversion.
  • Die Komplikationen können nützlich sein, wenn man sie im Alltag wirklich nutzt.
  •  Die Omega Equinoxe ist ein „Conversation Starter“. Wer die Uhr trägt, hat immer eine gute Geschichte mit am Handgelenk.

Nachteile: Das hat uns an der Equinoxe nicht gefallen

Schauen wir uns in der Übersicht zudem alle Nachteile an, die uns an der Omega Equinoxe nicht so gut gefallen haben.

  • Das Armband kostet ab und zu ein paar Armhaare, was manche Menschen stören könnte.
  • Mit um die 2.000 Euro (Tendenz steigend) ist die Omega Equinoxe nicht günstig, im Gegenzug aber auch sehr selten. Zum Vergleich: Eine aktuelle Omega Speedmaster Professional kostet über 8.000 Euro und ist nicht selten.
  • Für Liebhaber mechanischer Uhrwerke ist die Omega Equinoxe nichts – das Kalbier 1655 ist ein Quarzwerk.
  • Die Komplikationen sind nicht intuitiv, hier braucht man etwas Zeit zum Einarbeiten.

Fazit: Für wen eignet sich die Omega Equinoxe?

Die Omega Equinoxe eignet sich für alle, die ein echtes Vintage-Highlight suchen. Eine Uhr mit so begrenztem Produktionszeitraum, einer tollen Geschichte, zwei wendbaren Ziffernblättern (analog und digital), einem zuverlässigen Quarzwerk, einem für die Zeit extrem hochwertigen Armband ohne Stretch – und das alles von einer Marke wie Omega?

Von uns eine absolute Kaufempfehlung, wenn man ein Modell in gutem Zustand zu einem fairen Preis findet und auf den Charakter einer 1980er-Jahre-Uhr steht.